Frauen und die Altersvorsorge
Inhaltsverzeichnis
Warum Frauen in der Altersvorsorge Lücken haben
Für Frauen in der Schweiz gehören Erwerbsunterbrüche und Teilzeitarbeit oft zur Realität. Die Familienplanung, unbezahlte Care Arbeit und tiefere Löhne, es gibt verschiedene Aspekte die dazu führen, dass Frauen in der Schweiz im Durchschnitt 37% tiefere Renten erhalten als Männer. Diese 37% sind nicht aus der Luft gegriffen sondern stammen aus einer Studie, die der Bund 2016 durchgeführt hat. Verglichen mit anderen Ländern in Europa stehen wir sogar etwas besser da als der Durchschnitt. Das Problem ist nämlich nicht ein schweizerisches: Im Durchschnitt erhalten Europäerinnen 40% weniger Rente als Europäer.
In der Schweiz liegt das Problem bei der Pensionskasse: Während Frauen in der AHV sogar mehr Geld bekommen, sind es in der Pensionskasse über 60% weniger! Dies weil die Lebensläufe von Frauen und Männern anders aussehen. Oftmals wird das traditionelle Familienmodell gelebt und die Frau arbeitet deutlich weniger als der Mann. Darauf ist unsere Schweizer Vorsorgesystem nicht ausgelegt.
Weil Frauen mit weniger Stellenprozenten arbeiten, weniger verdienen und somit weniger in das Vorsorgesystem einzahlen, erhalten sie deutlich tiefere Renten.
Die Lösung: Frauen arbeitet mehr oder sorgt selber vor!
Das Problem lässt sich also einfach zusammenfassen und die Lösung somit auch? Ja, gewissermassen schon. Frauen müssten mehr in das Vorsorgesystem einzahlen. Entweder weil sie mehr arbeiten oder dann durch individuelle Vorsorge. Frauen sollten, um Einbussen zu vermeiden, über ihre gesamte Karrieredauer nicht unter einen Durschnitt des Arbeitspensums von 70% fallen. So lautetet die Empfehlung der eidgenössischen Kommission für Gleichstellung.
Die zweite Möglichkeit ist, sich individuell um die Altersvorsorge zu kümmern. Hier spielt die Säule 3a eine besondere Rolle. Die Säule 3a ist freiwillig und dient im Vorsorgesystem zur individuellen Ergänzung. Einzahlungen in die Säule 3a lassen sich vollumfänglich vom steuerbaren Einkommen abziehen. Als Arbeitnehmerin mit Pensionskasse können pro Jahr bis zu CHF 7’258.- (Stand 2025) in die Säule 3a einbezahlt werden. Personen ohne Pensionskasse dürfen bis zu 20% des Nettoerwerbseinkommens bis maximal CHF 36’288 einzahlen.
Aber es gibt einen Haken: Um in die Säule 3a einzahlen zu können, muss ein AHV-pflichtes Einkommen erzielt werden. Deshalb ist es wichtig, sich auch über die Partnerschaft abzusichern. Sei es für den Todesfall oder eben auch, dass die unbezahlte Care Arbeit nicht vergessen geht und frau danach mit Lücken in der Altersvorsorge dasteht. In der Ehe gibt es gesetztlich gewisse Vorgaben. Im Konkubinat gibt es keine Gesetze, die die Person schützt, die für die Familie auf Erwerbseinkommen verzichtet hat. Deshalb empfiehlt sich hier ein Konkubinatsvertrag.
Die Säule 3a mit Wertschriften
Zurück zu den Frauen, die eine Säule 3a haben können: Aufgrund des langen Anlagehorizonts macht es bei der Säule 3a Sinn, diese in Wertschriften anzulegen. Das Risiko ist dadurch natürlich höher, die zu erwartenden Renditen aber auch massiv besser. Trotz Korrekturen an der Börse in den vergangenen Jahrzehnten schlägt das Wertschriftensparen ein reines Sparkonto deutlich. Zudem sind die Zinsen auf dem Sparkonto in den letzten Jahren auf praktisch Null zusammengeschrumpft. Dank der Inflation verlierst du als faktisch jedes Jahr Geld auf dem Sparkonto.
Gerade hier haben Frauen noch etwas aufholbedarf, da Männer gemäss letzten Statistiken ihre Vorsorgegelder deutlich öfter und mit höherem Aktienanteil investieren. Diese Rendite fehlt den Frauen bei der Pension.
Heute gibt es viele einfach zugängliche Vorsorgelösungen, die einfach bedient werden können, oftmals als App daherkommen und in denen der Aktienanteil ganz einfach selber bestimmt werden kann. Diese neuen Unternehmen bringen innovative Lösungen zu einem sehr günstigen Preis. Empfehlenswerte Anbieter auf dem Markt sind Selma Finance* (zur Selma Finance Review), frankly* (von der ZKB, zum frankly Erfahrungsbericht), Yuh oder auch VIAC. Bereits mit kleinen Beträgen kann am Börsengeschehen teilgenommen werden und durch den langen Zeithorizont, sowie die breite Diversifizierung durch ETFs und Fonds, ist das Risiko abschätzbar. Zudem hat jeder Anbieter im Anmeldeprozess einen Risikorechner eingebaut, der dir hilft, deinen Risikotypen zu finden.
Armutsrisiko Scheidung
Die schon erwähnten Lohndifferenzen zwischen Mann und Frau, Teilzeitarbeit und die Tatsache, dass Frauen sich weniger um ihre langfristigen Finanzen kümmern führt dazu, dass Frauen Einkommenslücken haben, die zu tieferen Renten führen. Hier gilt es auch zu bedenken, dass die Scheidungsrate in der Schweiz bei über 40% liegt. Frauen, die davon ausgehen, dass der Partner sie später absichert, können ein böses Erwachen erleben. Die neusten Urteile vom Bundesgericht legen nämlich fest, dass Frauen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens selbst für sich aufkommen können.
Zusätzlich leben Frauen länger als Männer. Die Chance, dass frau sich an einem Punkt selber um die Finanzplanung kümmern muss, ist somit sehr hoch! Ich plädiere also dafür, dass Frauen ihre Finanzen selber in die Hand nehmen!
Der berühmte Koordinationsabzug
Ein weiterer Grund für die Vorsorgelücken ist der Koordinationsabzug und der Mindestlohn für den Anschluss an die berufliche Vorsorge (Pensionskasse). Dies trifft besonders Angestellte im Teilzeitpensum. Der Mindestlohn für den Anschluss an die Pensionskasse ist 2025 bei CHF 22’680. Nur der darüber hinausgehende Lohn ist in der 2. Säule versichert. Es kann sein, dass dein Arbeitgeber jedoch bereits bessere Konditionen für seine Angestellten bietet. Ein Blick ins Vorsorgereglement lohnt sich.
Das Schweizer Vorsorgesystem ist so ausgerichtet, dass die AHV (1. Säule) eine Grundrente ausrichtet, die zur Sicherung der Existenz reicht. Die Pensionskasse (2. Säule) bezahlt eine ergänzende Rente, mit der 70-80% des vorherigen Lebensstandards finanziert werden können. Der Zweck des Koordinationsabzuges ist es, dass die Pensionskasse nur Beiträge auf dem Lohnanteil erhebt, für welchen die AHV keine Rente ausrichtet. Der Koordinationsabzug dient somit im weiteren Sinn dazu, dass der Lohn nicht doppelt besteuert wird. Dies führt allerdings dazu, dass bei niedrigen Löhnen das Einkommen unter die Grenze für die Pensionskasse fällt und diese somit nicht gefüllt wird.
Der Koordinationsabzug ist aktuell 7/8 der maximalen AHV-Rente, also CHF 26’460 in 2025. Auch hier gibt es Arbeitgeber, die diesen bereits anteilig zum Arbeitspensum anrechnen oder sogar ganz weglassen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann trifft er Teilzeitarbeitende und Personen mit niedrigem Lohn besonders stark, da er nicht in Prozent zum Lohn gerechnet wird, sondern als fixer Betrag.
Das Vorsorgesystem steht vor Herausforderungen
Die Lebenserwartung steigt und die Zinsen sind nach wie vor relativ tief. Dazu kommt eine demografische Entwicklung, die das 3-Säulen-System wackelig machen. Es braucht eine nachhaltige Reform, in der auch die veränderten Familienstrukturen berücksichtigt werden. Es gibt unverheiratete Paare mit Kindern, Alleinerziehende, Patchwork-Familien und viele andere Modelle. Darauf ist das aktuelle Vorsorgesystem nicht ausgelegt und die gesetzliche Absicherung im Alter nicht vorgespurt.
Das Rentenalter von 65 Jahren wurde in den meisten unserer Nachbarländern bereits angehoben. Die Politik beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema. Bisher konnte kein mehrheitsfähiger Vorschlag vorgezeigt werden und deshalb ist die Tatsache, dass das System bröckelt ein weiterer Grund, sich selber um die Altersvorsorge zu kümmern.
Tipps für deine Altersvorsorge
Einige einfache Tipps, die dir helfen, die Altersvorsorge zu organisieren:
- Informiere dich selber, denn nur du musst mit den Konsequenzen leben.
- Fange so früh wie möglich an, in die 3. Säule einzubezahlen.
- Auch kleine Beträge lohnen sich! Auch wenn du nicht den Maximalbetrag (in 2025 sind das CHF 7’258.-) in die 3. Säule einzahlen kannst, kleine Beträge profitieren auch vom Zinseszins-Effekt.
- Zahle regelmässig in die 3. Säule ein. Am einfachsten geht das mit einem Dauerauftrag von deinem Lohnkonto. Zahle diese Beträge immer gleich nach Lohneingang.
- Nutze die Börse! Auf einem Sparkonto gibt es praktisch keinen Zins mehr. Mit einem so langen Zeithorizont lohnt es sich sehr, in Wertschriften anzulegen. Die Rendite ist um ein Vielfaches höher und das Risiko kann über die Jahre und mit Diversifikation gut minimiert werden.
- Ab ca. CHF 50’000 lohnt es sich, ein neues Konto zu eröffnen, da du nur das gesamte Konto auf einen Schlag auflösen kannst und in diesem Jahr darauf Steuern (zu einem reduzierten Satz) bezahlen musst. Deshalb ist es möglich, mehrere Säule 3a-Konten zu haben.
Wie fange ich mit meiner Altersvorsorge an?
- Verschaffe dir einen Überblick über deine Finanzen
- Kläre deine Vorsorgesituation und allfällige Lücken
- Entscheide dich, wie du deine Säule 3a besparen möchtest (Checke auch mal die verschiedenen Rendite-Szenarien bei deinem gewählten Anbieter)
- Wähle deinen monatlichen Sparbetrag
- Dauerauftrag einrichten
Zusätzlich hilft es, wenn du dich vollumfänglich informierst. In diesem Beitrag geht es um das Schweizer Vorsorgesystem. Im Beobachter Verlag ist das Buch “Finanzpower für Frauen” erschienen, dass alle Lebenslagen von Frauen finanziell beleuchtet. Je mehr du weisst, desto sicherer wirst du im Umgang mit dem Thema und umso besser kannst du die Risiken abschätzen.