Wichtige Fakten über die Altersvorsorge, die es sich lohnt vor der Pensionierung zu kennen
Das Schweizer Vorsorgesystem ist kompliziert und veraltet. Es lohnt sich, die Stolpersteine zu kennen, denn es gibt Dinge, die du selber machen kannst, um fürs Alter finanziell gewappnet zu sein. Dieser Artikel gibt dir einen kurzen Überblick über 7 wichtige Dinge im Schweizer Vorsorgesystem, die es sich lohnt zu wissen. Wissen ist Macht! So kannst du schon vor deiner Pensionierung aktiv werden und allfällige Lücken schliessen, hohe Steuern vermeiden und dich optimal fürs Alter vorbereiten. Gerade für Frauen lohnt sich die proaktive Herangehensweise an die Altersvorsorge, da sie durch Teilzeitarbeit und tiefere Löhne weniger einbezahlen und so durchschnittlich 37% weniger Rente erhalten als Männer!
Das Schweizer Vorsorgesystem wackelt
Ich habe das Schweizer Vorsorge System in diesem Artikel erklärt. Leider funktioniert heute weder die 1. noch die 2. Säule, wie sie ursprünglich angedacht war. In der 1. Säule, also in der AHV bezahlen die Erwerbstätigen für die heutigen Pensionierten ein. Da aber immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentnerinnen und Rentner einzahlen, hat die AHV grosse Lücken. Wir müssten also entweder das System ändern oder viel mehr Kinder kriegen, damit wieder mehr junge Leute für die ältere Generation einzahlen können.
Bei der 2. Säule, also der Pensionskasse, zahlen wir und unser Arbeitgeber für die Zeit nach der Pension ein. Dieses Geld ist für mich bestimmt und anhand des Umwandlungssatzes wird bestimmt, wie viel davon ich pro Jahr erhalte. Hier ist der Haken, dass die Menschen immer älter werden und das angesparte Geld nicht für so viele Jahre reicht. Somit hat auch die Pensionskasse mit Lücken zu kämpfen, die sie irgendwie finanzieren muss.
Beide Probleme sind schon lange bekannt und werden von der Politik heiss diskutiert. Verschiedene Reformen wurden von der Bevölkerung abgelehnt. Wann eine Lösung gefunden wird und wie diese aussieht, steht in den Sternen. Ein grosser Diskussionspunkt ist der Umwandlungssatz in der Pensionskasse und die Anhebung des Rentenalters. Gerade laufen wieder verschiedene Bemühungen ein Lösungspaket zu schnüren.
Jede 3. Schweizer Frau hat keine 3. Säule
Zwar ist die Altersvorsorge etwas, dass jeder zweiten Schweizerin Sorge bereitet, jedoch hat jede dritte Schweizer keine 3. Säule, in der sie freiwillig fürs Alter spart! In einer neuen Umfrage sagen 68% der Frauen, dass ihnen für diese freiwillige Vorsorge das Geld fehlt. Dies ist besonders gravierend, da Frauen durch häufigere Teilzeitarbeit und geringeres Einkommen bereits deutlich weniger Geld (die oben erwähnten durchschnittlich 37%!) aus der 1. und 2. Säule erhalten. Dieser Gender Pension Gap ist alarmierend und betrifft leider besonders Frauen mit einem niedrigen Einkommen. Es wurde grundsätzlich festgestellt, dass je höher das Einkommen ist, desto eher wird in der 3. Säule gespart. Dies ist unabhängig vom Geschlecht.
Frauen investieren ihr Geld für die Altersvorsorge weniger in Wertschriften
Wer seine freiwillige Vorsorge auf einem klassischen 3a-Konto anspart, erhält heute meist nur noch sehr wenig bis gar keinen Zins. Deshalb bieten bei einem langen Anlagehorizont insbesondere Wertschriften deutlich mehr Renditepotenzial. Wenn du noch 20 Jahre oder mehr bis zur Pensionierung hast, kann dies unter Umständen im Alter einen Unterschied von über CHF 100’000 ausmachen. Dies wäre also die optimale Lösung, um die Lücken in der Altersvorsorge aktiv anzugehen. Leider ist diese Lösung gerade bei Frauen eher unbeliebt. Bei Männern hat diese Art der Altersvorsorge in den letzten Jahren deutlich aufgeholt.
Ohne AHV-pflichtiges Einkommen darfst du nicht in die 3a einzahlen
Ja, leider dürfen nur Personen in die Säule 3a einzahlen, die ein AHV-pflichtiges Erwerbseinkommen erhalten. Also einen Lohn beziehen, auf den sie AHV-Abgaben bezahlen. Das ist ein grosser Nachteil für alle Mütter, die einen Erwerbsunterbruch haben, da sie dadurch auch nicht freiwillig in die 3a einzahlen können. Da der Betrag, der jedes Jahr in die Säule 3a einbezahlt werden kann, limitiert ist, können diese Lücken auch nicht in den Folgejahren aufgefüllt werden.
Wer von diesem Fall betroffen ist, kann das Geld trotzdem sparen und in Aktien oder ETFs anlegen. Es gibt dafür auch die Säule 3b oder einfach frei mit einem Depot. Leider ist dieses freie Sparen und auch die Säule 3b nicht steuerbegünstigt.
Mehr zur Schweizer Altersvorsorge auch im Podcast:
Der Koordinationsabzug senkt deine Rente massiv
Der Koordinationsabzug fällt bei deiner Pensionskasse an und betrifft leider Personen mit tiefem Einkommen und Teilzeiterwerbstätige besonders stark. Auch hier sieht man wieder, dass unser System auf ein altes Familienmodell ausgelegt ist und es für Frauen Nachteile bringt. Viele spannende Fakten über die Teilzeitarbeit findest du hier.
Der Koordinationsabzug stellt sicher, dass die Pensionskasse (2. Säule) nur Beiträge auf den Lohnteilen erhebt, die nicht schon durch die 1. Säule (AHV) abgedeckt sind. So soll vermieden werden, dass Lohnbestandteile der AHV-Rente doppelt versichert werden. Die 1. Säule sichert eine Grundrente und die 2. Säule soll den Lebensstandard erhalten. Deshalb muss in der Pensionskasse ein Teil nicht erhoben werden, da er ansonsten doppelt gezählt wurde. Nun ist es aber so, dass die 1. und 2. Säule zusammen heutzutage den Lebensstandard nicht mehr erhalten können.
Der Koordinationsabzug hat eine fixe Höhe und wird vom Bundesrat bestimmt. Im Jahr 2024 ist er bei CHF 25’725. Dies ist ein ziemlich hoher Betrag und kann gerade bei Teilzeitarbeitenden dazu führen, dass sie komplett aus der Pensionskassenpflicht fallen. Der Mindestlohn für die Pensionskassen ist 2024 bei CHF 22’050. Manche Arbeitgeber und Pensionskassen reduzieren diesen Beitrag bei Teilzeitangestellten. Frag am besten bei deinem Arbeitgeber nach.
Bei der Auszahlung deines 3a-Vermögens fallen Steuern an
Zuerst kommt die Steuerersparnis aber wenn du das Geld dann im Alter beziehst, werden Steuern fällig! Zwar zu einem reduzierten Satz und je nach Wohnort sehr unterschiedlich aber ohne kommst du definitiv nicht weg. Ein wichtiger Punkt ist hier, dass der Bezug der Gelder geplant und mit dem Bezug der Gelder aus der Pensionskasse koordiniert wird. Es lohnt sich, mehrere Konten für die Säule 3a zu haben, da diese nur immer als Gesamtes aufgelöst werden können. Mit mehreren Konten kannst du die Progression bremsen. Als Faustregel wird CHF 50’000 pro Konto empfohlen, wenn das Geld angelegt ist nur CHF 35’000, da es über die Jahre noch wachsen wird.
Wie gross die Steuerlast ist und ob sich die Säule 3a dann für dich überhaupt noch lohnt, kannst du ausrechnen. Dazu gibt es verschiedene Rechner, unter anderem diesen hier.
Verheiratete erhalten weniger AHV
Auch dies ist leider eine traurige Tatsache! Wenn du heiratest, bekommst du zusammen mit deinem Partner nur noch 150% der AHV-Maximalrente, nicht 200%. Dies wird Plafonierung genannt und die Begründung ist, dass Paare weniger Kosten haben. Die AHV dient zur Deckung der Existenz. Es wird davon ausgegangen, dass die Lebenshaltungskosten für Paare tiefer sind, weil unter anderem die Miete nur ein Mal anfällt. Paare die im Konkubinat leben sind von der Plafonierung nicht betroffen.
Guten Tag
Vielen Dank für die tollen Beiträge! Ich wollte wissen, wie Du das konkret machst mit den verschiedenen 3a Konten. Bei investiertem Geld bis CHF 35’000 würde das heissen, dass ca. alle 5 Jahre ein neues Konto eröffnet werden soll. Machst du dies am gleichen Ort oder bei verschiedenen Produkten?
Vielen Dank
Hallo Federico, beides geht. Ich habe es bei verschiedenen Anbietern, es kann aber auch beim gleichen sein. Was ich überlegen würde: Bei hohem Bargeld-Anteil auf verschiedene Anbieter schauen wegen dem Konkursrisiko bei Banken. Säule 3a-Guthaben in Bar landen bis CHF 100’000 in der priviligierten Konkursmasse. Wertpapiere gehören immer dir.
Merci für den Beitrag – insbesondere das mit mehreren 3a Konten werde ich mir zu Herzen nehmen.
Guten Tag
Sehr gut beschrieben und es wäre gut würden es alle Frauen lesen, aber leider befürchte ich dass dem nicht so ist.
Als ich geboren wurde war die AHV noch nicht erfunden, dann bis Alter 27 gab es keinen Lohn, sondern das Trinkgeld war der Lohn.Von dem musste man dann noch die mittlerweile erfundene AHV bezahlen.
1984 wurde dann die Pensionskasse eingeführt, nur wegen dem Koordinationsabzug fielen viele Frauen wieder durch das Netz.Das ist der Grund dass es so viel Altersarmut gibt.
Informationen waren auch schwierig zu bekommen, da ist es heute viel besser mit Miss Finance Newsletter und Internet.