Nadja von Pluspunkt

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrag zuletzt geändert am:Februar 1, 2022

Nadja Zgraggen hilft Organisationen ihre Ideen umzusetzen

Der spannende Spagat zwischen Geld und Non-Profit

Nadja Zgraggen ist Gründerin und Inhaberin von Pluspunkt. Einem Unternehmen, das Pluspunkt sich auf die vollumfängliche Fundraising-Beratung bis hin zur konkreten Umsetzung spezialisiert hat. Pluspunkt erarbeitet Strategien, Konzepte und führt aus. Non-Profit Organisationen haben eine Idee, Pluspunkt hilft sie zu finanzieren. Geld ist also allgegenwärtig aber auf eine ganze andere Art und Weise. Im Fundraising geht es darum, Mittel für wohltätige Projekte zu finden. Wie dieser Spagat zwischen Hilfe, eigenem Unternehmen und Profit aufgeht, dazu habe ich Nadja befragt.

Interview mit Nadja Zgraggen von Pluspunkt

Dein Zuhause ist die Welt der Non-Profit-Organisationen. Da ist Geld ja grundsätzlich immer gesucht. Wie wirkt sich das auf die Arbeit aus?

Es gibt so viele Organisationen und Projekte, die Gutes tun und die dafür Geld brauchen. Also eigentlich geht die Arbeit nie aus. Zumindest so lange nicht, als dass es Menschen gibt, die sich für eine soziale Gerechtigkeit einsetzen und dafür Geld brauchen. Ich persönlich versuche aber immer gut abzuwägen, ob ich einen potenziellen Auftrag geeignet bin und ob ich für den Auftraggeber erfolgreich sein kann.  Ausserdem wäge ich ab, ob die Vorstellungen der Kundin oder des Kunden realistisch sind und ob die Zahlungsbereitschaft vorhanden ist. Die Erfolgseinschätzung ist nicht immer einfach. Auch wenn die Projekte sehr gut und sinnvoll sind, so sind sie nicht immer ganz einfach zu finanzieren. Und wenn es dann doch gelingt, freue ich mich umso mehr! Es gibt auch Themen, denen meines Erachtens zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und welche zu wenig gefördert werden. Die Pandemie ist eine zusätzliche Erschwernis, weil einfach die Planbarkeit wegfällt. Alles in allem ist viel Arbeit da, aber es ist nicht alles möglich!

Finanzielle Mittel beschaffen ist dein Job. Wie kann man sich das vorstellen?

Vom Prinzip her einfach! Es geht darum diejenigen, die gerne geben, mit denen zusammenzubringen, die etwas brauchen. Hier muss ich aber vielleicht etwas ausholen. Auf der einen Seite gibt es viele Organisationen oder auch Start-ups, die irgendwo eine Lücke bedienen und eine Dienstleistung für eine bestimmte Gruppe erbringen, die sonst niemand erbringt (beispielsweise der Staat, der nicht alles abdeckt). Das heisst es ist eine Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung da, welche aber von der Zielgruppe, die es in Anspruch nimmt, nicht selbst bezahlt werden kann. Normalerweise bezahlt diejenige, die etwas konsumiert auch dafür. Das ist im Nonprofitsektor nicht so. Eine Suppenküche kann nicht die Vollkosten des Menus den Obdachlosen in Rechnung stellen. Zahlen tut also eine dritte Partei. Und so gibt es auf der anderen Seite zahlende Parteien: staatliche und nicht staatliche Organisationen (zum Beispiel Stiftungen), kirchliche Institutionen, Unternehmen und vor allem Privatpersonen. Zwei Dinge machen eine Suppenküche trotzdem möglich. Erstens ist ein Überschuss an Geld vorhanden. Organisationen oder Privatpersonen verfügen über frei verfügbare Ersparnisse oder Kapital. Zweitens und viel wichtiger aber ist es, dass eine Wille und ein starkes Bedürfnis da ist, Geld für gute Zwecke auch auszugeben. Man muss sich vorstellen, dass Schweizer Hilfswerke im Corona-Jahr 2020 insgesamt 2,05 Milliarden Franken Spenden erhalten haben. Das ist rund 10% mehr als im Vorjahr. Der Grossteil kommt von den privaten Haushalten und das Wachstum konnte auch dort verzeichnet werden. Die Schweizerinnen und Schweizer sind also sehr grosszügig und sehr solidarisch.  Wer Geld hat, teilt auch gerne und denkt an diejenigen, die weniger haben. Nun die grosse Herausforderung besteht darin, dass die einen von den anderen wissen und dass diejenigen die geben wollen genügend und vor allem die richtigen Informationen zur Verfügung haben, damit sie eine Entscheidung treffen können. Wenn man spendet, möchte man sicher sein, dass es auch für die richtige Sache verwendet wird.

Meine Aufgabe besteht nun darin, dass ich sehr gut wissen muss, was eine Organisation genau tut, in deren Auftrag ich arbeite. Ich muss wissen, wie sie es ausgibt, was ihre Wirkung ist. Was wird mit der Tätigkeit der Organisation ermöglicht? Was würde passieren, wenn es die Organisation nicht gäbe? Ich muss einerseits Geschichten erzählen können und Wirkung aufzeigen und anderseits die Zahlen verstehen. Es ist von Vorteil, wenn ich eine Erfolgsrechnung und eine Bilanz lesen und ein sauberes Budget und dessen Abrechnung erstellen kann. Ich habe mich auf der Geberseite auf Organisationen spezialisiert. Das heisst ich versuche Geberorganisationen (nicht Privatpersonen) zu identifizieren, die möglicherweise eine Suppenküche oder ein medizinisches Kinderhilfswerk, eine Hilfsorganisation, die im Ausland tätig ist oder in Not geratene Mütter unterstützen möchten. Gerade Stiftungen haben eine sehr spezifische Zweckausrichtung. Diese zwei Dinge gilt es dann zusammenzuführen. Hinzu kommen die formalen Anforderungen: bestimmte Deadlines, die man einhalten muss, formale Formatvorlagen für Unterstützungsgesuche und ganz genaue Budgetvorgaben. Für kleine Organisationen ist dieser Aufwand enorm und oft haben sie dieses sehr spezifische Wissen und die zeitlichen Ressourcen nicht. Sie müssen aber einen Weg finden, um an diese Gelder zu kommen, damit sie ihre Tätigkeit weiterführen können. Manchmal helfe ich auch einfach bei strategischen Fragen oder Prozessoptimierungen. Es geht oft auch darum, die richtigen Prioritäten mit wenig Ressourcen zu setzen. Das geht allen Unternehmen gleich.

Ist das Spannungsfeld vom eigenen Einkommen und den finanziellen Bedürfnissen der Wohltätigkeitsorganisationen manchmal schwierig?

Ja und nein. Ich selbst habe eine selbstsichere und pragmatische Einstellung dazu. Denn ich gehe vom Grundsatz aus, dass meine Arbeit Mehrwert bringt. Solange ich der Organisation auf ihrem Weg helfe weiterzukommen, darf ich auch mit gutem Gewissen meine Dienstleistung entsprechend meiner Qualifikation verkaufen. Ich finde meine Ansätze sind angemessen und fair. Es kommt zwar immer wieder vor, dass man gerne mal den Porsche bestellt aber nur den Fiat bezahlen möchte – das ist jedoch selten. Ausserdem wird halt oft unterschätzt, was bei Selbständigen für jährliche Kosten anfallen, die man selbst tragen muss und so mag einem ein Tages- oder Stundensatz plötzlich hoch vorkommen. Dass man aber gleich einen sehr grossen Teil davon wieder abgibt, an die Mehrwertsteuer, AHV, Vorsorge, Krankentaggeld, Invalidität, da denkt man nicht dran. Wenn man angestellt ist, merkt man gar nicht, was da hintenrum so alles geregelt wird. Oder wer denkt denn schon dran, dass man sich gegen Invalidität speziell absichern muss?

Geld ist ein nötiges Mittel in allen Lebenslagen. Wie würdest du deine Einstellung dazu beschreiben?

Meine Einstellung zu Geld hat sich über die Jahre sehr verändert. Früher wurde mein Bild dazu von meinen Eltern stark geprägt. Geld war immer ein Problem. Es war immer zu wenig und ein Streitpunkt. Ich glaubte viele Jahre, dass das einfach so ist. Später im Studium war es ein knappes Gut. Ich habe alle möglichen Studentinnenjobs gemacht, damit ich über die Runden kam. Das Positive aus dieser eher negativen Prägung von früher ist, dass ich schnell mal für mich wusste, dass ich das anders haben möchte. Mittlerweile habe ich ein sehr entspanntes Verhältnis zu Geld. Ich plane und budgetiere, investiere und spare und sorge vor. Es ist auch eine Frage der Emanzipation und Freiheit. Wer sich um Finanzen kümmert verschafft sich Freiheiten.

Du hast dich selbständig gemacht. Was waren deine Beweggründe, dass du diesen Schritt gewagt hast?

Das habe ich ehrlich gesagt gar nicht so geplant. Ich war mit meinem letzten Job nicht so glücklich und wollte da einfach nicht mehr weitermachen. Gleichzeitig hatte ich auch keine Energie einen neuen Job zu suchen. Mein Umfeld hat mich damals stark motiviert mich selbständig zu machen. Meine ersten Aufträge habe ich sogar noch während der Anstellung abgewickelt und so hat sich das automatisch irgendwie ergeben. Bisher habe ich es nicht bereut.

Kurz und Knapp:

Aktien oder ETFs?
Beides mit Fokus auf ETFs und Spass an Aktien.

Selbständigkeit oder Angestellt?
Eher selbständig wobei ich eine Anstellung nie ausschliessen würde. Es gibt so viele grossartige Jobs!

Planen oder Spontanität?
Plane die Finanzen das gibt Dir Raum für Spontaneität im Privaten!

Nadja Zgraggen

Das ist Nadja Zgraggen

Nadja Zgraggen, geboren 1975 in Luzern. Schon früh hat sie das Fernweh gepackt. Nach der Wirtschaftsmatura und während dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen zog es sie immer wieder für mehrere Monate ins Ausland.  Ihre erste Anstellung nach dem Studium führte sie in die Nonprofit Welt und schon bald absolvierte sie einen Master of Advanced Studies in Entwicklungszusammenarbeit an der ETH Zürich. Es folgten 7 Jahre Berufserfahrung vorwiegend in Subsahara Afrika. Sie arbeitete im Bereich Fairtrade, half Banken zu gründen, war für die Weltbank tätig und arbeitete für einen Investment Fund, der in Subsahara Afrika investierte. Zurück in der Schweiz fand sie den Weg ins Fundraising. Heute ist sie als selbständige Unternehmerin und Fundraiserin tätig und berät Organisationen in der strategischen Mittelbeschaffung. Ihr Herz schlägt dafür, dass Spenden und Investitionen den Weg in wirkungsvolle Projekte finden.

PlusPunkt Schweiz

#womensupportwomen

In der Kategorie #womensupportwomen stelle ich regelmässig Frauen vor, die ihr eigenes Business führen und den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben. Ich möchte somit einen kleinen Teil dazu beitragen, dass wir Frauen und gegenseitig unterstützen. Es gibt viele tolle Geschäftsideen, die es verdient haben, Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn du jemanden kennst oder selbst ein Business hast, dass in diese Kategorie passen würde, freue ich mich über deine Kontaktaufnahme.

Schreibe einen Kommentar