Warum Verhandeln so wichtig ist
Du hast das Gefühl, deine Leistungen werden nicht angemessen belohnt? Du bist nicht allein! Studien zeigen, dass viele Frauen zögern, Gehaltserhöhungen oder bessere Konditionen einzufordern, obwohl sie es verdient hätten. In diesem Beitrag findest du meine besten Tipps, mit denen Verhandlungen einfacher werden und du erfolgreich für dich selbst einstehen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Verhandeln als Lösung für den Gender Pay Gap?
Dass Frauen weniger oft verhandeln, führt oft zu einer Gehaltslücke, die sich über Jahre summiert. Dabei fällt es vielen Frauen aufgrund ihrer Sozialisierung nicht einfach, für sich selbst zu verhandeln. Zusätzlich hemmt der Faktor, dass Frauen, die für sich einstehen von der Gesellschaft oft als schwierig, verbissen oder übertrieben wahrgenommen werden. Mit einer guten Vorbereitung und der richtigen Strategie kannst du jedoch selbstbewusst in Verhandlungen gehen – und gewinnen.
Umgang mit Ablehnung: Wie du dranbleibst
Nicht jede Verhandlung endet sofort erfolgreich. Wichtig ist, wie du mit einem „Nein“ umgehst, um die Tür für zukünftige Gespräche offen zu halten. Reagiere in so einem Fall professionell und erkundige dich nach den Gründen, z. B.: „Welche Faktoren sprechen derzeit gegen eine Erhöhung?“ So erhältst du wertvolle Informationen.
Schlage vor, das Thema in sechs Monaten erneut aufzugreifen oder klare Ziele zu definieren, deren Erreichen mit einer Gehaltsanpassung verbunden ist. Dabei ist es wichtig, freundlich zu bleiben. Ein höflicher und professioneller Umgang mit Ablehnung hinterlässt einen positiven Eindruck und stärkt deine Beziehung zum Arbeitgeber langfristig.
Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg
Erfolgreiche Verhandlungen beginnen lange vor dem eigentlichen Gespräch. Dein erstes Ziel ist es, gut informiert zu sein. Finde heraus, wie der Marktwert für deine Position aussieht. Plattformen wie Glassdoor, spezifische Lohnrechner für die Schweiz oder dein Netzwerk können dir dabei helfen.
Gleichzeitig solltest du deine eigenen Leistungen reflektieren. Was hast du in den letzten Monaten oder Jahren erreicht? Konkrete Beispiele, am besten mit Zahlen, machen deinen Wert sichtbar. Schreib diese Punkte auf und überlege dir, wie du sie präsentieren willst.
Beispiel: «Ich habe meinen Umsatz im letzten Quartal um 20 % gesteigert»
Setze dir klare Ziele: Welches Gehalt oder welche Konditionen strebst du an? Überlege auch, was für dich ein absolutes Minimum wäre, um zufrieden zu sein. Eine gute Vorbereitung gibt dir Sicherheit und reduziert Nervosität.
Wie du Selbstbewusstsein aufbaust
Verhandlungen sind oft eine mentale Herausforderung, vor allem, wenn du dich unsicher fühlst. Eine einfache Methode, dein Selbstbewusstsein zu stärken, ist Power-Posing. Steh zwei Minuten in einer offenen, selbstbewussten Haltung. Das mag banal klingen, hat aber einen nachweisbaren Effekt auf dein Auftreten.
Denk daran: Du forderst nichts Unerhörtes. Deine Arbeit hat einen Wert, und du hast das Recht, diesen einzufordern. Versuche, dich nicht auf deine Bedürfnisse („Ich brauche mehr Geld“) zu fokussieren, sondern auf deinen Beitrag („Meine Leistungen rechtfertigen eine Gehaltserhöhung“).
Versuche dein Gegenüber besser zu verstehen. Dafür kannst du die Reaktionen und die Körpersprache deines Gesprächspartners genau beobachten. Menschen, die selbstsicher wirken, haben oft die Kontrolle über die Verhandlung und lenken den Gesprächsverlauf gezielt.
Die Kunst der Verhandlung: So bekommst du, was du willst
Der Einstieg in die Verhandlung ist entscheidend. Der Schlüssel: Sei sachlich und selbstbewusst. Es geht nicht um Emotionen, sondern um Fakten.
Beispiel: „In den letzten Monaten habe ich CHF xy Umsatz erzielt. Diese Ergebnisse zeigen meinen Wert für das Unternehmen, und ich möchte das gerne in einer Anpassung meines Gehalts reflektiert sehen. Ich finde CHF 85’000 ein angemessener Lohn für meine Leistungen. Wie sehen Sie das?“
Eine gute Strategie macht dabei den Unterschied:
- Setze den ersten Anker: Starte die Verhandlung mit einem klaren Vorschlag („Ich finde CHF 85’000 ein angemessener Lohn für meine Leistungen.“). Studien zeigen, dass der erste Anker den Verhandlungsspielraum definiert.
- Stelle offene Fragen: Anstatt „Könnten wir das Gehalt erhöhen?“ sagst du besser: „Wie können wir uns auf ein Gehalt einigen, das meinen Leistungen entspricht?“
- Bleib flexibel: Wenn dein Wunschgehalt nicht möglich ist, bringe Alternativen wie Boni, Weiterbildungsbudgets, Home Office oder zusätzliche Ferientage ins Spiel.
Wichtig ist, dass du nicht alles gleich akzeptierst, sondern auch Zeit für Rückfragen und Nachdenken einforderst. Verhandlungen sind ein Austausch, kein Monolog.
Checkliste: Verhandlung vorbereiten
Hier eine kurze Erinnerung, was du vor der Verhandlung tun solltest:
- 1. Deinen Marktwert recherchieren.
- 2. Erfolge und Leistungen dokumentieren.
- 3. Ein konkretes Ziel und ein Minimum festlegen.
- 4. Selbstbewusstsein stärken (z. B. Power-Posing).
- 5. Einen klaren Einstiegssatz vorbereiten.
Körpersprache: Dein unbewusstes Ass im Ärmel
Nicht nur die Wahl deiner Worte, auch deine Körpersprache hat Einfluss auf den Verhandlungserfolg. Achte darauf, während des Gesprächs:
- Eine offene Haltung einzunehmen, die Selbstbewusstsein zeigt
- Augenkontakt zu halten, um Vertrauen zu signalisieren
- Nervöse Bewegungen zu vermeiden, da sie Unsicherheit ausstrahlen
Tipp: Übe deine Körpersprache vor einem Spiegel oder mit Freund:innen.
Typische Fehler bei Verhandlungen
Viele Verhandlungen scheitern nicht an den Fähigkeiten der Verhandlerin, sondern an vermeidbaren Fehlern. Hier sind einige der häufigsten Stolpersteine und Tipps, wie du sie umgehen kannst:
1. Fehlende Vorbereitung
Eine der grössten Fallen ist, unvorbereitet in ein Gespräch zu gehen. Ohne eine klare Vorstellung von marktüblichen Schweizer Gehältern, deinem eigenen Wert und deinen Zielen solltest du nicht ins Gespräch.
Zu schnelles Akzeptieren eines Angebots
Viele Frauen nehmen aus Unsicherheit das erste Angebot ihres Arbeitgebers an – oft aus Angst, als „schwierig“ wahrgenommen zu werden. Doch damit vergibst du dir die Chance, mehr herauszuholen.
Tipp: Reagiere nicht sofort. Bedanke dich höflich und signalisiere, dass du das Angebot prüfen möchtest: „Vielen Dank für das Angebot. Ich werde mir das in Ruhe ansehen und komme darauf zurück.“
3. Keine Fragen stellen oder Alternativen einbringen
Ein weiteres Problem ist, sich nur auf das Gehalt zu konzentrieren. Andere Benefits, wie Weiterbildungsbudgets oder Homeoffice-Möglichkeiten, werden oft vergessen.
Bereite dich darauf vor, gezielte Fragen zu stellen, wie:
- Wie stehen die Chancen, in Zukunft ein Weiterbildungsbudget zu nutzen?
- Können wir über flexible Arbeitszeiten sprechen?
Schweizer Besonderheiten beim Verhandeln
In der Schweiz sind Arbeitsverträge in der Regel klar und detailliert, und vieles ist gesetzlich geregelt – insbesondere im Bereich des Arbeitsrechts. Dennoch gibt es oft auch Spielräume für individuelle Verhandlungen, vor allem bei höheren Positionen oder in spezialisierten Branchen.
Lohntransparenz in der Schweiz
In einigen grossen Schweizer Unternehmen ist es mittlerweile üblich, dass Gehälter innerhalb eines Unternehmens transparent sind oder es Gehaltsbänder gibt. Bei Verhandlungen ist es daher hilfreich, sich über den Lohnrahmen in der jeweiligen Branche oder Firma zu informieren.
Die Schweizer Verhandlungskultur
Ein weiterer kultureller Aspekt, den du bei Verhandlungen in der Schweiz beachten solltest, ist der Umgang mit Höflichkeit und Bescheidenheit. In der Schweiz wird oft ein respektvoller Ton gepflegt, und direkte, fordernde Aussagen wie „Ich verdiene mehr, weil…“ könnten als unhöflich oder unangemessen wahrgenommen werden. Stattdessen solltest du deine Verhandlung sachlich und auf der Basis von Fakten führen und dabei ein gewisses Mass an Zurückhaltung zeigen.
Das Netzwerk als Hilfe beim Verhandeln
In der Schweiz spielen Netzwerke eine grosse Rolle. Viele Stellen werden über persönliche Kontakte oder Empfehlungen vergeben. Hier lohnt es sich, Beziehungen zu pflegen und Kontakte in der Branche zu nutzen, um nicht nur gute Verhandlungsergebnisse zu erzielen, sondern auch Zugang zu attraktiven Stellenangeboten zu erhalten.
Zudem sind Empfehlungen von ehemaligen Arbeitgebern oder Kollegen in der Schweiz sehr wertvoll, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Sie können als objektive Bestätigung deiner Qualifikationen und Leistungen dienen und deine Verhandlungsposition stärken.
Mehr zum Thema Netzwerken im Podcast:
Umgang mit Ablehnung: Wie du dranbleibst
Nicht jede Verhandlung endet sofort erfolgreich. Wichtig ist, wie du mit einem „Nein“ umgehst, um die Tür für zukünftige Gespräche offen zu halten. Reagiere in so einem Fall professionell und erkundige dich nach den Gründen, z. B.: „Welche Faktoren sprechen derzeit gegen eine Erhöhung?“ So erhältst du wertvolle Informationen.
Schlage vor, das Thema in sechs Monaten erneut aufzugreifen oder klare Ziele zu definieren, deren Erreichen mit einer Gehaltsanpassung verbunden ist. Dabei ist es wichtig, freundlich zu bleiben. Ein höflicher und professioneller Umgang mit Ablehnung hinterlässt einen positiven Eindruck und stärkt deine Beziehung zum Arbeitgeber langfristig.
Fazit: Verhandeln lohnt sich
Jede Verhandlung ist eine Chance, nicht nur finanziell, sondern auch persönlich zu wachsen. Die ersten Gespräche mögen schwerfallen, aber mit jeder Verhandlung wirst du selbstbewusster und sicherer. Denke daran: Du bist die beste Investition, die du machen kannst. Trau dich!
Und wenn du dich wirklich sehr schwer tust, dann habe ich einen ganz persönlichen Tipp aus meinem Erfahrungsschatz: Stelle dir vor, du verhandelst für deine beste Freundin. Der würdest du ganz vieles nicht zumuten, das du für dich selbst akzeptierst!